Energie in Deutschland: Günstig oder überteuert?
Steigende Strompreise, endlose Debatten: Ist Energie in Deutschland wirklich teuer? Erfahre hier Daten, Hintergründe und überraschende Wahrheiten rund um unsere Stromkosten.
Energie in Deutschland: Günstig oder überteuert?
Die Frage, ob Deutschland im europäischen Vergleich wirklich teuren Strom hat oder nicht, sorgt seit Jahren für kontroverse Debatten. Einerseits liest man in manchen Berichten, das Land läge nur im Mittelfeld, andererseits belegen viele Statistiken, dass deutsche Haushalte ganz oben in der Preisskala rangieren. Wie passt das zusammen? Und was ist dran an der Behauptung, dass deutsche Verbraucher nicht nur über ihre Stromrechnung, sondern auch indirekt über Steuergelder hohe Energiekosten finanzieren?
In diesem Beitrag werfen wir einen detaillierten Blick auf die Struktur der Strompreise, beleuchten die Rolle von Umlagen wie der EEG-Förderung, analysieren mögliche Rechentricks und gehen der Frage nach, wer in Europa tatsächlich am meisten für Energie zahlt. Dabei soll ein durchgängiger roter Faden deutlich machen, warum sich die Einschätzungen in Politik und Medien mitunter so stark unterscheiden – und weshalb der Blick auf die reinen Stromrechnungen womöglich nicht das ganze Bild zeigt.

1. Warum wir über Strompreise reden müssen
Energie ist in einer modernen Gesellschaft ein entscheidender Kostenfaktor. Kaum ein Bereich unseres Alltags kommt ohne Strom aus: Wir kochen, waschen, heizen (zumindest teilweise), surfen im Internet, schauen Fernsehen und laden Elektrogeräte rund um die Uhr. Steigen die Strompreise, spüren vor allem private Haushalte und kleine Gewerbetreibende die Belastung unmittelbar. Entsprechend hoch ist das Interesse an verlässlichen Daten und belastbaren Vergleichen zu anderen Ländern.
Wer die Nachrichten verfolgt, trifft jedoch auf widersprüchliche Aussagen. Mal heißt es, Deutschland liege weltweit mit an der Spitze. Dann wiederum wird behauptet, das Land rangiere nur auf Platz neun – hinter Italien, Dänemark und weiteren Staaten. Der Haken: Nicht alle Messzeiträume, Berechnungsgrundlagen oder Preisbestandteile sind vergleichbar. Und hier beginnt die Verwirrung.
Um Klarheit zu schaffen, muss man zunächst die wichtigsten Bestandteile eines typischen Haushaltsstrompreises in Deutschland verstehen.
2. Die zentralen Bausteine des deutschen Strompreises
Für Endverbraucher setzt sich der Preis pro Kilowattstunde (kWh) grundsätzlich aus vier großen Bereichen zusammen:
- Energiebeschaffung und Vertrieb: Hier geht es um die Kosten, die Versorger für den Stromeinkauf am Großhandelsmarkt aufwenden. Darin fließen Erzeugungskosten oder Importkosten ein, ergänzt um die Marge und Verwaltungskosten.
- Netzentgelte: Diese Gebühr wird fällig für den Transport des Stroms über die Stromleitungen. Sie variiert regional stark und hängt von Faktoren wie der Dichte der Leitungen, dem Ausbau und dem Betriebsaufwand ab.
- Staatliche Umlagen und Abgaben: Früher gehörte die EEG-Umlage zu den bekanntesten Abgaben. Heute existieren verschiedene Posten wie die KWK-Umlage, die Konzessionsabgabe und die Offshore-Netzumlage. Die EEG-Umlage wurde auf 0 ct gesenkt, wird aber weiterhin indirekt über den Bundeshaushalt finanziert – faktisch existiert sie also noch, nur taucht sie nicht mehr direkt in der Stromrechnung auf.
- Steuern: Die Stromsteuer und die Mehrwertsteuer machen ebenfalls einen erheblichen Anteil aus.
Betrachtet man das Jahr 2024, so liegt der Durchschnittspreis für Haushalte in Deutschland inklusive aller offengelegten Posten bei rund 41 ct/kWh. Das ist bereits ein hoher Wert, der sich aus dem Zusammenspiel von Beschaffungskosten, Netzentgelten sowie Steuern und Umlagen ergibt. Doch wer genauer hinschaut, entdeckt, dass eine wesentliche Umlage – nämlich die EEG-Förderung – zwar offiziell auf 0 ct gesenkt wurde, jedoch nach wie vor finanziert werden muss. Der Unterschied: Heute zahlt der Staat diese Kosten aus dem Bundeshaushalt, also aus Steuermitteln.
3. Die EEG-Förderung: Verschwunden von der Rechnung, aber weiter vorhanden
Manche Stimmen bezeichnen das EEG (Erneuerbare-Energien-Gesetz) als Kostentreiber, andere sehen es als sinnvolle Investition in eine nachhaltige Zukunft. Fakt ist: Bis 2022 erschien die EEG-Umlage direkt auf den Stromrechnungen, in manchen Jahren mit über 6 ct/kWh. Das änderte sich Mitte 2022, als per Gesetz beschlossen wurde, diese Umlage von der Stromrechnung zu nehmen und über Steuern zu decken.
Auf den ersten Blick eine Entlastung – wer nur die Stromrechnung betrachtet, hat nun weniger zu zahlen. Doch tatsächlich ist der Bedarf für die Förderung erneuerbarer Energien nicht vom Himmel gefallen. Man spricht von einem Defizit im EEG-Fördertopf, das bis Ende 2023 auf rund 20 Mrd. Euro anwuchs und 2024 weiter wächst. Bezahlt wird diese Lücke nicht mehr durch die Endkunden direkt, sondern indirekt über Steuergelder. Auf den Stromverbrauch umgelegt bedeutet das erneut Kosten von rund 4 ct/kWh, nur versteckt.
Ziehen wir also diese 4 ct/kWh gedanklich wieder hinzu, liegen wir nicht mehr bei 41 ct/kWh, sondern näher an 45 ct/kWh. Damit zählt Deutschland noch deutlicher zu den teuersten Stromländern Europas.

4. Widersprüchliche Europavergleiche
Wie kann es sein, dass manche Berichte behaupten, Deutschland läge hinter Italien – während andere Statistiken das Gegenteil besagen? Ein Grund liegt darin, dass je nach Quelle unterschiedliche Zeiträume oder Tarife berücksichtigt werden. Manchmal fließen auch kurzzeitige staatliche Entlastungen oder Preisdeckel in die Berechnungen ein, die nach einem halben Jahr auslaufen können.
Eine häufig zitierte Quelle ist Eurostat, die offizielle Statistikbehörde der EU. Laut deren aktuellsten Zahlen (Stand 2024) rangiert Deutschland bei den Haushaltsstrompreisen auf Platz 1 im europäischen Vergleich. Italien, einst ebenfalls für hohe Strompreise bekannt, liegt nach einer Phase starker Preisanstiege leicht unter dem deutschen Niveau. Länder wie Dänemark und Irland folgen dicht, während einige osteuropäische Staaten deutlich weniger verlangen.
Zuletzt sorgte aber auch die Entwicklung in den Niederlanden oder Belgien für Schlagzeilen, die zeitweise sogar höhere Preise als Deutschland hatten. Verantwortlich waren dort auslaufende Steuererleichterungen und spezielle Marktmechanismen, die die Preisschwankungen zeitversetzt an die Verbraucher weitergaben. Inzwischen hat sich das Ranking jedoch wieder verschoben. Für das Gesamtjahr 2024 ist Deutschland weit oben, was den kWh-Preis betrifft.
5. Warum Subventionen das Bild verzerren
Oft wird übersehen, dass viele EU-Länder Strompreise zeitweise subventionieren, um Bürger vor extremen Nachteilen zu schützen. In Frankreich gibt es regulierte Tarife, in Spanien wurden Steuern gesenkt, in Italien existieren zeitweilige Deckelungen. Das alles macht einen direkten Vergleich kompliziert, weil man in jedem Land andere Methoden anwendet, um den Endpreis künstlich zu senken.
In Deutschland gab es 2023 zwar die Strompreisbremse. Doch deren Wirksamkeit war in vielen Fällen gering, weil die gesetzlichen Obergrenzen mit 40 ct/kWh ohnehin in der Nähe der üblichen Tarifpreise lagen. Zudem fielen diese Maßnahmen nur temporär an. Bei einem Blick auf die „nackten“ Marktpreise sind viele deutsche Stromtarife nach wie vor teurer als im restlichen Europa. Vor allem Netzentgelte und – indirekt – die EEG-Förderung schlagen deutlich zu Buche.
6. Hat Deutschland eventuell nur hohe Strom-, aber nicht hohe Gesamtenergiekosten?
Wer nun denkt, andere Energiearten wie Gas oder Kraftstoffe könnten die Bilanz möglicherweise relativieren, sollte genauer hinschauen. Während Gaspreise 2023/24 in vielen europäischen Ländern massiv anstiegen, profitierten deutsche Kunden teilweise von Entlastungspaketen. Gleichzeitig sind die Steuern auf Kraftstoffe in manchen Nachbarländern höher, in anderen niedriger. Einen simplen, vergleichbaren „Energiegesamtkostenindex“ gibt es kaum.
Die Aussage „Deutschland liegt nur auf Platz neun bei den Energiepreisen“ wirkt oft unspezifisch, weil sie unterschiedliche Energieformen – von Strom über Gas bis Heizöl oder Benzin – zusammenfasst. Wer das für ein einzelnes Land berechnen möchte, muss sich eines komplexen Modells bedienen. „Energie“ ist eben mehr als nur Strom, weshalb es schwierig bleibt, hier eine belastbare Rangliste aufzustellen, ohne Äpfel mit Birnen zu vergleichen. Der wichtigste Energieträger für Privathaushalte ist und bleibt dabei der Strom. Genau deshalb hat sich die Debatte so sehr auf Strompreise zugespitzt.
7. Versteckte Kosten: Warum es nicht nur um die Rechnung geht
Die wenigsten Verbraucher ahnen, wie stark sie Energieabgaben über Umwege bezahlen. Sobald die EEG-Förderung oder ähnliche Programme nicht mehr direkt auf der Stromrechnung erscheinen, wandern sie in den Bundeshaushalt – finanziert durch Steuergelder. Letztlich trägt das jeder mit, ganz gleich, ob er einen Stromtarif mit 35, 40 oder 45 ct/kWh abgeschlossen hat. Das erklärt, warum es für eine seriöse Aussage zu „günstigen“ oder „teuren“ Strompreisen nicht reicht, nur den Posten auf der Rechnung zu betrachten.
Das mag teilweise erklären, weshalb manche politischen Parteien oder Interessengruppen bestreiten, dass Deutschland an der Spitze liege. Aus ihrer Perspektive zählt nur der nominelle Betrag auf der Rechnung. Doch ökonomisch betrachtet sind Kosten, die aus dem Staatsbudget bezahlt werden, genauso real. Der Unterschied: Sie tauchen in Eurostat-Erhebungen oder auf der eigenen Stromabrechnung nicht unbedingt auf – es sei denn, man rechnet sie hinzu.

8. Rechenspiele und politische Interpretationen
Energiekosten haben nicht nur eine volkswirtschaftliche, sondern immer auch eine politische Dimension. Die Debatten rund um die Höhe der deutschen Strompreise sind eng verknüpft mit Diskussionen über Klimaschutz, industrielle Wettbewerbsfähigkeit oder soziale Gerechtigkeit. Abhängig von der jeweiligen Agenda werden bestimmte Positionen mit passenden Zahlen untermauert.
So kann man etwa argumentieren, Deutschland liege nicht auf Platz eins, wenn man nur bestimmte Verbrauchssegmente, Zeiträume oder geförderte Tarife betrachtet. Oder wenn man Heizstromtarife außen vor lässt, die in einzelnen Ländern unterschiedlich strukturiert sind. Umgekehrt lässt sich beweisen, dass Deutschland – je nach Statistik – gerade in den letzten Quartalen immer wieder die höchsten Haushaltsstrompreise aufweist.
Entscheidend ist, welche Komponenten man bei Vergleichen berücksichtigt und wie zeitlich begrenzte Entlastungen eingepreist werden. Ein seriöser Blick empfiehlt, möglichst viele Faktoren transparent zu machen. Nur so lässt sich eine faire, internationale Rangliste erstellen. Als Faustregel gilt jedenfalls: Im Schnitt zahlen deutsche Haushalte sehr viel für ihren Strom – spätestens wenn man die Kosten der indirekten Förderung erneuerbarer Energien hinzurechnet.
9. Zwischenfazit: Mythos „günstiger Strom“?
Nicht nur Verbraucherschutzorganisationen kommen seit Jahren zu dem Ergebnis, dass Deutschland ein Hochpreisland beim Strom ist. Selbst offizielle Stellen räumen ein, dass die Abgabenlast hierzulande beträchtlich ist. Daran ändert auch die Verschiebung der EEG-Umlage in den Bundeshaushalt wenig. Viele Bürger spüren die Belastung, wenn sie Jahresabrechnungen bekommen.
Insofern ist die eingangs gestellte Frage – ob Energie in Deutschland günstig oder überteuert sei – nach jetzigem Stand eher zugunsten des letzteren zu beantworten. Auch wenn es ohne Zweifel Zeitfenster, bestimmte Tarife oder Ausnahmeregelungen gab und gibt, die ein anderes Bild zeichnen. Im Gesamtbild, bei Berücksichtigung der Summen, die wir indirekt über Steuermittel finanzieren, ergibt sich jedoch ein klares Bild einer vergleichsweise hohen Kostenbelastung.

10. Was bedeutet das für die Zukunft?
Ob die deutschen Strompreise sinken werden, hängt von vielen Faktoren ab: Von der Entwicklung der Rohstoff- und Großhandelspreise, von Investitionen in Netzausbau, von politischen Entscheidungen zu Abgaben und Steuern. Die Abhängigkeit von Gas- oder Kohlekraftwerken bleibt in Teilen bestehen, auch wenn erneuerbare Energien stetig ausgebaut werden.
Kurzfristig kann der Ausbau erneuerbarer Energien zwar hohe Investitionskosten verursachen, soll aber mittel- bis langfristig zu einer verlässlichen Preisstabilität beitragen, sagen Befürworter. Ob dies gelingt, wird sich in den kommenden Jahren zeigen. Bis dahin dürfte die Debatte um „günstige“ oder „teure“ Energie in Deutschland weiter anhalten. Denn offenbar sind sich weder Experten noch die Politik einig, wie man die teils versteckten, teils offenen Kosten korrekt in eine aussagekräftige Statistik integriert.
11. Resümee
Deutschland hat – das belegen die meisten seriösen Statistiken – einen der höchsten Haushaltsstrompreise in Europa. Die offizielle Abschaffung der EEG-Umlage hat zwar scheinbar für sinkende Stromrechnungen gesorgt, tatsächlich handelt es sich jedoch um eine Verschiebung ins Steuersystem. Damit zahlen Verbraucher indirekt mit ihren Steuern für die Kosten der Energiewende weiter. Im Vergleich mit Ländern wie Italien, Dänemark oder Irland wechselt die Rangfolge manchmal, abhängig von kurzfristigen Maßnahmen und dem gewählten Betrachtungszeitraum. Doch unterm Strich bleibt ein hoher Strompreisniveau.
An der Behauptung, dass Energie in Deutschland „günstig“ sei, kann man daher Zweifel haben. Wer nur die Rechnung auf dem Papier verfolgt, übersieht leicht die indirekten Belastungen und Steuergelder, die in den Topf der Energieförderung fließen. Selbst wenn man sämtliche Entlastungen oder Deckelungen in Betracht zieht, bewegt sich der deutsche Strompreis deutlich oberhalb des EU-Durchschnitts. Die Diskussion über soziale Verträglichkeit, Wettbewerbsfähigkeit der Industrie und den notwendigen Ausbau erneuerbarer Energien wird also weitergehen – und mit ihr die Frage, wie transparent und fair wir als Gesellschaft die Kosten verteilen.

Quellenangaben
1. Strompreis 2024
Behandelter Sachverhalt:
Aktuelle Informationen zu Strompreisen in Deutschland; detaillierte Angaben zu Zusammensetzung, Höhe und Entwicklung der Haushaltsstrompreise laut BDEW (Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft).
Erklärung zum Inhalt & Ableitung:
Der BDEW veröffentlicht regelmäßig Zahlen zu den durchschnittlichen Strompreisen für Haushalte in Deutschland. In den dort verlinkten Pressemappen findet man unter anderem Angaben zu den Anteilen von Steuern, Umlagen und Netzentgelten. Diese Daten stützen die Aussage, dass Deutschland im europäischen Vergleich sehr hohe Strompreise aufweist und dass ein Großteil der Kosten nicht allein aus Beschaffung resultiert, sondern aus Abgaben und Umlagen. Die Ableitung aus diesen Zahlen ist: Selbst ohne die EEG-Umlage auf der Rechnung (sie wird seit 2022 über den Bundeshaushalt finanziert) bleibt das Preisniveau hoch, was gegen die Behauptung spricht, Energie wäre hierzulande „günstig“. bdew
2. Eurostat: Haushaltsstrompreise in der EU (Vergleich 2024)
Quelle: Eurostat Statistics Explained – Electricity price statistics (Datenstand 1. Halbjahr 2024). Diese offizielle EU-Statistik zeigt die Strompreise für Haushalte in Euro-Cent pro kWh in allen EU-Ländern. Demnach zahlten deutsche Haushalte im 1. Halbjahr 2024 mit 39,5 Cent/kWh (inkl. Steuern) den höchsten Strompreis in der EU ec.europa.eu. Der EU-Durchschnitt lag bei etwa 28,9 Cent/kWh ec.europa.eu . Deutschland liegt damit rund 37 % über dem EU-Mittel, während die günstigsten Länder (z.B. Ungarn ~10,9 Cent, Bulgarien ~11,9 Cent) weniger als die Hälfte des EU-Durchschnitts zahlen ec.europa.eu ec.europa.eu. Die Eurostat-Daten verdeutlichen also, dass Deutschland 2024 einen der teuersten Haushaltsstrompreise Europas hat – ein Wert, der u.a. auf höhere Netzentgelte und Steuern zurückzuführen ist.
3. Destatis: Strompreise in Deutschland (Stand 1. Halbjahr 2024)
Quelle: Statistisches Bundesamt – Pressemitteilung vom 30.09.2024 zu Gas- und Strompreisen. Laut Destatis betrug der durchschnittliche Strompreis für private Haushalte in Deutschland im 1. Halbjahr 2024 etwa 41,02 Cent pro kWh destatis.de. Damit lag er 1,7 % niedriger als im 2.Halbjahr 2023 (und 3,0 % niedriger als im 1.Halbjahr 2023), aber immer noch etwa 25 % höher als vor der Energiekrise (2.Halbjahr 2021) destatis.de. Destatis führt aus, dass sinkende Großhandels- und Beschaffungskosten Anfang 2024 zwar zu deutlich niedrigeren Energievertriebskosten führten (-13,7 % gegenüber dem 2.Halbjahr 2023), jedoch die Netzentgelte zugleich stark gestiegen sind (+19,7 % gegenüber 2.HJ 2023) destatis.de . Dadurch ist der Gesamtstrompreis für Haushalte nur leicht gesunken (-1,7 % zum Vorhalbjahr) destatis.de. Fazit: Trotz leichtem Rückgang bleiben die Strompreise in Deutschland 2024 auf hohem Niveau, wobei insbesondere hohe Netzgebühren und staatliche Lasten einen großen Anteil am Endpreis ausmachen.
4. Bundesnetzagentur-Monitoring: Strompreis, Netzentgelte und Marktstruktur
Quelle: Monitoringbericht 2023 von Bundesnetzagentur (BNetzA) und Bundeskartellamt (veröffentlicht Nov. 2023, Daten bis inkl. Anfang 2023). Dieser Bericht analysiert die Strommarkt-Entwicklung und Preisbestandteile in Deutschland:
Strompreisanstieg 2022/23: Anfang 2023 lagen die Haushaltsstrompreise deutlich über dem Vorjahr, was laut Monitoringbericht vor allem an stark gestiegenen Beschaffungskosten am Großhandelsmarkt infolge der Energiekrise lag smard.de. Die Energiepreisexplosion 2022 führte zu neuen Höchstständen bei Groß- und Einzelhandelspreisen. Gegen Ende 2022/Anfang 2023 gab es zwar eine leichte Entspannung an den Börsen, doch das Preisniveau blieb höher als vor 2021. Netzentgelte und Umlagen: Seit 2023 sind die Übertragungsnetz-Netzentgelte erstmals bundesweit einheitlich geregelt (Angleichung nach §32a StromNEV); regionale Unterschiede ergeben sich nur noch aus den Verteilnetzentgelten ewi.uni-koeln.de . Zudem wurde die EEG-Umlage zum 1. Juli 2022 auf 0 Ct abgesenkt und zum 2023 abgeschafft, sodass dieser staatliche Kostenbestandteil nicht mehr direkt auf den Strompreis aufschlägt dserver.bundestag.de. Dies hat einen noch stärkeren Anstieg der Verbraucherpreise abgemildert. Allerdings steigen gleichzeitig andere Bestandteile: insbesondere Netzkosten (z.B. für Netzstabilität und -ausbau) tragen verstärkt zum Strompreis bei und können weggefallene Umlagen teilweise überkompensieren ewi.uni-koeln.de. Marktstruktur und Wettbewerb: Die Energiekrise 2022 hat das Wechselverhalten der Verbraucher deutlich gedämpft. Laut Monitoringbericht sank die Zahl der Stromanbieter-Wechsel von Haushaltskunden 2022 um ~16 % auf gut 4 Millionen smard.de – viele Haushalte verblieben angesichts volatiler Preise beim Grundversorger. Trotz historisch hoher Strompreise blieb die Versorgungssicherheit gewahrt; sogar die Zahl der Stromsperrungen ging 2022 leicht zurück (−11 % ggü. 2021) smard.de. Dies deutet auf veränderte Marktstrukturen hin: weniger Wettbewerb durch Anbieterwechsel und Herausforderungen für kleinere Stromanbieter im angespannten Marktumfeld.
5. EEG-Konto und Finanzierung der EEG-Förderung (Stand Ende 2024)
Quellen: Übertragungsnetzbetreiber (netztransparenz.de) & Regierungsangaben (Bundestag hib-Meldung vom 22.01.2025). Die Finanzierung der Erneuerbaren-Energien-Förderung erfolgt seit Wegfall der EEG-Umlage über den Bundeshaushalt (Klima- und Transformationsfonds). Aktuelle Daten zeigen, dass im Jahr 2024 rund 18,49 Mrd. € an Bundeszuschüssen auf das EEG-Konto überwiesen wurden bundestag.de. Ursprünglich waren im Haushalt nur 10,6Mrd.€ dafür eingeplant, basierend auf der Prognose der Übertragungsnetzbetreiber vom Herbst 2023 bundestag.de. Die Mehrkosten von ca. 7,9 Mrd. € resultierten daraus, dass die Börsenstrompreise 2024 deutlich niedriger ausfielen und zugleich die Förderausgaben stiegen – die Erlöse der EEG-Stromvermarktung sanken gegenüber dem Vorjahr stark, während die Ausgaben für EEG-Vergütungen wuchsen pv-magazine.de. Dank der hohen Bundeszuschüsse blieb das EEG-Konto zum Jahresende 2024 knapp im Plus (ca. +711 Mio. €) pv-magazine.de statt in ein Defizit zu rutschen. Für 2025 haben die ÜNB einen Finanzbedarf von rund 16,5 Mrd. € ermittelt bundestag.de, der ebenfalls über den Bund gedeckt werden muss. Auswirkung auf Strompreise: Durch die Abschaffung der EEG-Umlage zum Juli 2022 dserver.bundestag.de tragen Privatkunden diese Kosten nicht mehr direkt über den Strompreis. Die milliardenschweren Förderkosten werden nun aus Steuermitteln finanziert, was die Stromtarife um geschätzt mehrere Cent pro kWh entlastet. Ohne Bundeszuschüsse hätte 2024 wieder eine EEG-Umlage in der Größenordnung von etwa 5–6Ct/kWh erhoben werden müssen, was den deutschen Strompreis noch höher getrieben hätte. Somit stabilisiert die neue EEG-Finanzierung den Endkundenpreis, verlagert die Last aber auf den Staatshaushalt.
Quellen: Eurostat-Datenbank (Strompreisstatistik) ec.europa.eu
Statistisches Bundesamt (Destatis) destatis.de
Bundesnetzagentur/Bundeskartellamt Monitoringbericht 2023 smard.de
Übertragungsnetzbetreiber (EEG-Konto Daten) pv-magazine.de
Bundestags-Drucksache (Regierungsantwort) bundestag.de

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